05.03.2010 - Yves Günther
Es
brodelt in der Community der PC-Spieler. Der Grund dafür verbirgt sich
hinter der Abkürzung „OSP", die für Ubisofts neue Kopierschutzmaßnahme
„Online Services Platform" steht. Auf der Habenseite stehen
unlimitierte Installationen sowie das Spielen ohne eingelegten
Datenträger. Eine permanente Internet-Verbindung, keine Möglichkeit des
Wiederverkaufs und Datenschutzbedenken stehen dem gegenüber. Im
Gespräch mit Ubisoft über die DRM-Methode löcherten wir den Publisher
mit unbequemen Fragen - und bekamen interessante Antworten.
Gameswelt: 2008 hat Ubisoft Prince of Persia
ohne jeglichen Kopierschutz veröffentlicht. Offenbar haben die
Verkaufszahlen dieses Experimentes die Erwartungen nicht erfüllt.
Ubisoft: Die Veröffentlichung von PoP
ohne Kopierschutz war nicht so sehr ein Experiment als ein Teilschritt
unserer Entwicklung. Es war also eigentlich keine Frage von
Erwartungen, die nicht erfüllt wurden.
GW: Im Gegensatz zu Steam erlaubt die „Online
Services Plattform" das Spielen im Offline-Modus nicht. Warum hat man
sich dazu entschieden, eine dauerhafte Internet-Verbindung
verpflichtend vorauszusetzen?
US: Die „Online Services Plattform" authentifiziert
sich mit einem Ubisoft-Konto und die dauerhafte Internet-Verbindung
erlaubt uns sicherzustellen, dass niemand anderes zu diesem Zeitpunkt
dieses Konto benutzt. Wir wissen, dass Services wie Steam einen
Offline-Modus anbieten, aber diese Möglichkeit ist zum Schutz gegen
Piraterie nicht effizient genug.
GW: Wie erklären Sie Kunden ohne oder mit einer zu langsamen Internet-Verbindung, dass sie ihre Spiele nicht spielen können?
US: Die Plattform benötigt nur eine maximale
Geschwindigkeit von 50 kbps, sodass eine langsame Internet-Verbindung
nicht die Möglichkeit, Spiele zu spielen, verhindern sollte.
[Anm. d. Red.: Ubisoft setzt offenbar voraus, dass jeder zu
jedem Zeitpunkt irgendwie Zugang zum Internet hat. Zwar entsprechen 50
kbps der Geschwindigkeit eines altertümlichen Modems, es wird also nur
ein Telefonanschluss benötigt, aber die Aussage entspricht auch nicht
komplett der Wahrheit. In den kürzlich veröffentlichten
Systemanforderungen von Tom Clancy's Splinter Cell: Conviction
wird beispielsweise eine Internet-Verbindung mit 1 MBit/s
vorausgesetzt, und da sperrt man in Deutschland laut dem Breitbandatlas
des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie von Mitte 2009
gleich mal 1,35 Millionen Menschen aus. Von Spielern, die unterwegs,
auf Bohrinseln oder im Irak daddeln wollen, fangen wir gar nicht erst
an.]
GW: Das neue DRM-System hat nicht nur auf unserer
Seite, sondern quer durchs Internet eine heftige Gegenreaktion
ausgelöst. Hat man eine solch negative Reaktion erwartet?
US: Uns ist bewusst, dass das DRM ein sehr
emotionales Thema für die Community der PC-Spieler ist, weshalb wir
erwartet haben, eine sehr lebendige Debatte anzuzetteln.
GW: Adrian Hirst von den Indie-Entwicklern
Weaseltron argumentierte kürzlich, dass „ein Kopierschutz, der die
gecrackte Version eines Spiels ansprechender macht, dazu führen kann,
dass Spieler sich generell von Käufen abwenden." Teilt Ubisoft seine
Meinung?
US: Wir teilen seine Meinung schon und wir glauben
fest daran, dass unser System einen Service für die Spieler anbietet,
zusätzlich natürlich zum Schutz gegen Piraterie. Außerdem haben wir
offenkundig hart gearbeitet, um sicherzustellen, dass die Voraussetzung
einer Internet-Verbindung die Spiel-Erfahrung nicht behindert.
Letztendlich ist das System ein Ausgangspunkt; weitere Dienste werden
folgen, und es sind diese Dienste, die sicherstellen werden, dass
Spieler, die eine rechtmäßig erworbene Version des Spiels haben, die
komplette Erfahrung erleben können, die man mit einer gecrackten
Version sonst nicht haben kann.
GW: Gibt es eine Limitierung bei der Anzahl der Speicherstände, die man online anlegen kann?
US: Nein, es existiert keinerlei Limit.
GW: Wie lange werden die Server für ein Spiel online sein? Kann ich Assassin's Creed 2 auch noch in fünf Jahren spielen oder wird Ubisoft nach einer gewissen Zeit einen Patch anbieten, um das DRM zu entfernen?
US: Wir haben klar gesagt, dass wir nicht vorhaben,
die Server offline zu nehmen - es ist einfach nicht Teil unseres Plans.
Aber wenn das jemals passiert, werden wir einen Patch anbieten, sodass
die Spiele auch offline gespielt werden können.
GW: Gibt es Pläne, die Funktionen der „Online
Services Platform" zu erweitern, beispielsweise mit Games on Demand
oder einer eingebauten Community-Funktion?
US: Ja, wir haben Pläne, die Plattform auszubauen.
GW: Gibt es in Anbetracht steigender
Pirateriezahlen auf Xbox 360 und Wii Überlegungen, die „Online Services
Platform" auch auf die Konsolen zu bringen?
US: Zu diesem Zeitpunkt ist die Plattform nur für PC-Spiele.
GW: Während Ubisoft auf das neue DRM-System setzen
wird, sind andere Publisher in der Vergangenheit daran gescheitert, die
Kunden einzuschränken, und verwenden jetzt weniger restriktive
Kopierschutzmethoden. Warum ist man der Meinung, mit der neuen
Plattform eine bessere Chance im Kampf gegen die Piraterie zu haben?
US: Piraterie ist offensichtlich ein bedeutendes
Problem für die gesamte Industrie und vor allem im PC-Markt. Wir gehen
dieses Problem alle auf die eigene Art und Weise an, aber wir glauben
an unser neues System und denken, dass es eine gute Balance aus
Kopierschutz und Service ist, den wir unserer Community von PC-Spielern
anbieten.
GW: Ubisoft ist schon seit Langem den PC-Spielern
treu und bietet zu so gut wie allen Spielen eine entsprechende Fassung
an. Falls das DRM-System nicht den erhofften Erfolg zeigt, wird man
seine Publishing-Strategie auf dem PC noch mal überdenken?
US: Ubisoft ist dem PC-Markt verbunden und unser
Ziel ist es, auch weiterhin neue und innovative Spiele für diese
einzigartige Plattform anzubieten.
Auf der Folgeseite gibt es das Interview noch im englischen Original-Wortlaut.
Gameswelt: In 2008, Ubisoft shipped Prince of Persia without any copy protection. Apparently, the sales of this experiment didn't meet your expectations.
Ubisoft: The release of PoP
without copy protection was not so much an experiment as it was a step
in an evolution for us. So it really was not a question of not meeting
our expectations.
GW: Unlike Steam, the „Online Services Platform"
does not allow you to play in offline mode. Why did Ubisoft decide to
make an internet connection mandatory?
US: The online services platform authenticates with
a Ubisoft account and a permanent online connection allows us to verify
that no one else uses the account at the same time. We know that
services such as Steam offer an offline mode but this option is not as
efficient in its protection against piracy.
GW: How do you explain customers without or with a too slow internet connection that they are not able to play your games?
US: The platform requires only a maximum of 50 kbps
so a slow internet connection should not inhibit the ability to play
the games.
GW: We noticed a huge backlash against the new DRM
system among the users not only on our site but across the whole
internet. Did you expect such a negative reaction?
US: We know that the subject of DRM is a highly
emotional one for the community of PC gamers so yes, we did anticipate
that we would incite a very lively debate.
GW: Adrian Hirst from Indie developer Weaseltron
argued a „copy protection that makes the cracked version of the game
more appealing threatens to turn gamers away from purchasing at all."
Do you share his opinion?
US: We do share his opinion, we strongly believe
that our system offers services to the player, in addition to of course
offering protection against piracy. In addition, we've obviously
worked hard to ensure that the online connection requirement will not
inhibit the gaming experience. Ultimately, the system is a starting
point and more services will follow and it's the services that will
ensure that a gamer who has a legitimate version of the game will get
the full experience that cannot be had with a cracked version.
GW: Is there a limitation for the amount of save games you can store online?
US: No, there is no limit.
GW: How long will the servers for a game be kept online? Am I still be able to play Assassin's Creed 2 in five years or will you provide an update after a certain time to remove the DRM?
US: We've clearly stated that we do not plan to
take the servers offline - it's just not in our plans. But if ever that
happens, we plan to release a patch so that the games can be played
offline.
GW: Are there any plans to extend the features of the „Online Services Platform", i.e. games on demand or a built-in community?
US: Yes, we do have plans to expand the services.
GW: With a growing number of pirated games on Xbox
360 and Nintendo Wii, are you considering to bring the „Online Services
Platform" to the consoles as well?
US: At this time, the platform is only for PC games.
GW: While Ubisoft moves to this new DRM system,
other publishers have failed before in restricting their customers and
are now using less aggressive copy protection methods. Why do you think
it has a better chance to succeed in fighting piracy?
US: Piracy is obviously an important problem for
the entire industry, and especially in the PC market. We each approach
the problem in our own way, but Ubisoft believes in our new system and
we feel that it provides a good balance of piracy protection and
offering services to the community of PC gamers.
GW: Ubisoft has been pretty loyal to the PC gamers
ever since and almost always offers a respective version of their
games. If the DRM system doesn't show the success Ubisoft is hoping
for, are you going to reconsider your publishing strategy on the PC?
US: Ubisoft is committed to the PC market and our goal is to continue to offer new and innovative games for this unique platform.
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